Freitag, 14. November 2008

Quatsch im Quadrat

Lieber Mittdreißiger,

danke für Deine To-do-Liste, die ich jetzt Punkt für Punkt abarbeiten werde. Schwierigkeiten sehe ich lediglich beim Zeichnen, ich kann doch keinen Stift gerade führen. (Knickknack.) Na ja, und über das Das-Kapital-lesen-Seminar haben wir ja gestern schon gesprochen: Ich möchte meinen Karl May doch lieber erst auswendig lernen, bevor ich darüber spotte.

Gibt's denn auch was, was wir zusammen tun können? Vielleicht das mit den Kot-Tüten. Oder das mit dem Pappschild, gerade wegen der erforderlichen Solitüde: Würde es unsere Einsamkeit nicht adeln, wenn wir sie verzweifachen: Ich zum Hochhalten, Du zum Niederhalten. Die Quadratur der Krise. Außerdem schlage ich vor, die sechs Stunden nach dem Erreichen der Unerträglichkeit auf zwölf zu verlängern. Doppeltes Leid ist doppeltes Leid.

Ich habe inzwischen übrigens auch eine schöne Geschäftsidee entwickelt, für die wir Dein Erbe als Startkapital bräuchten: Wir versaufen die Kohle. Schon gut, das ist sicher ein etwas riskantes Unternehmen, mit dem wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt an die Börse gehen sollten. Aber wer weiß schon, wie sich der Markt entwickelt? Es ist doch nicht auszuschließen, dass schon in naher Zukunft in allen Stellenanzeigen junge, hoch qualifizierte, zeitlich flexible, belastbare, gutaussehende Biertrinker mit langjähriger Berufserfahrung gesucht werden. Man ahnt ja nie, wohin die unsichtbare Hand als nächstes langt.

Warum spricht eigentlich niemand vom unsichtbaren Kopf des Marktes?

Dass niemand vom unsichtbaren Kopf des Martins spricht, kann ich hingegen gut verstehen. Ich bin vernünftig genug, anzuerkennen, dass dieser Kopf allein für mich selbst unsichtbar ist. Dass er überhaupt noch da ist, lässt er mich immerhin durch dumpfes Brummen spüren. Und ich merke es daran, dass manchmal jemand mit ihm spricht. Noch seltener antwortet er sogar. Und wenn ich die Augen nach innen zusammenführe, sehe ich meine Nase. Die wird auch nicht kleiner.

Ach, dabei fällt mir eine Frage ein, die ich Dir lange schon mal stellen wollte: Wie bringen eigentlich Schnecken ihre Jungen zur Welt? Eier?

Popeier, Dein M.

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