Freitag, 31. Oktober 2008

Das Ende

Mensch Reinhard,

da wird allerorten das Ende des Kapitalismus postuliert, und du? Du bist ganz offenbar so beschäftigt mit dem Geldverdienen, dass Du gar keine Zeit hast für die wesentlichen Dinge. Den Anfang zum Beispiel, oder eben das Ende. Aber eigentlich hast Du ja recht mit Deinem Schweigen: Was kümmern uns Anfang und Ende, wenn wir das Dazwischen nicht meistern?

Lass uns reden von Dingen ohne Anfang und Ende, dem Ball. Dem Ballack. Nichts drin als Luft. Da reißt er sein Sachsenmaul auf, tut so, als wäre er Stürmer, um sich dann doch wieder in die Defensive zurückzuziehen. Wenn Ballack und Löw sich duelliert hätten, ich glaub doch, ich wäre Ballacks Sekundant geworden. Aber von einem Duell kann ja gar keine Rede sein. Was ist unerotischer als eingezogene Schwänze? Ein Löw ohne Mähne und Zähne vielleicht.

Ach ja, das Ende des Kapitalismus. Bis vor ein paar Tagen habe ich noch behauptet, dass mich nichts weniger betrifft als die sogenannte Finanzkrise. Inzwischen beginnt's mich zu interessieren. Zwar kann ich nichts von Veränderung spüren, wenn ich in meinen Hosentaschen nach Kleingeld krame - da ist es leer wie eh und je - aber das Gedöns in den Zeitungen macht mich schon ein bisschen neugierig. Was da alles auf uns zukommt: Massenarbeitslosigkeit, neuer Faschismus, totaler Kollaps (nicht zu vergleichen mit 1929, alles viel, viel schlimmer!), das reizt mich sehr. Endlich mal was los.

Halb amüsiert, halb begeistert, verfolge ich auch die Hysterie um die drei Bände Marx, die in den letzten Tagen mehr verkauft wurden. Das muss doch was zu bedeuten haben: Kaum kollabieren ein paar Aktienkurse, schon besinnt sich eine Handvoll Studenten auf "Das Kapital"! Hast Du gelesen, dass Erzbischof Reinhard (!) Marx gerade ein Buch gleichen Titels und ähnlichen Einbands auf den Marxt geworfen hat? Wenn's mir jemand schenken würde, ich würd's glatt lesen.

Außerdem startet jetzt ein Film, den ich mir gern mit Dir ansehen möchte (statt dieses blutrünstigen Dingens da, wozu wir nie gekommen sind). Er heißt "Let's make money" und verheißt Rebellion. Ich fürchte nur, wenn ich Dir sage, dass der Film 1. von einem Österreicher gemacht wurde, der 2. schon mal was über Gemüse gedreht hat ("We feed the world"), wirst Du nicht mit mir ins Kino gehen. Alter Ignorant!

Und über die Blaupapierigkeit Obamas wollten wir auch noch reden.

Meld Dich doch mal.

Dein Martin

Der Anfang

Lieber Reinhard, hallo Welt,

warum denn Blaupapier? Blau: wegen der Schnapsidee. Papier: wegen des Ursprungsmediums. Blaupapier: wegen der Durchschlagskraft.
Ich trinke auf die Ursache, du auf die Wirkung. Gemeinsam kommen wir der Welt, die ist, auf die Schliche. Oder auch nicht. Let's go.

Erste Klappe: Dein Martin