Sonntag, 6. Juni 2010

Funktionsunlust

Hallo Mart,

viel habe ich dem neulich in der Tagung Gesagten nicht hinzuzufügen. "Funktionslust" ist ein Begriff der primär aus der Entwicklung der kindlichen Psyche stammt. Er wurde tatsächlich von Bühler geprägt, wenngleich das Phänomen, auf das sich der Begriff bezieht, auch von anderen Psychologen (im weitesten Sinne) bwschrieben wurde, inklusive Freud.

"Funktionslust" lässt sich als Freude am Spiel bzw. Lustgewinn beim Gelingen einer Tätigkeit beschreiben (natürlich nicht definitorisch genau - aber darum ging es ja, glaube ich, auch nicht). Beispiele sind die dir sicher noch vertrauten Hier-Da-Spiele bei Kleinkindern, die Steckspiele (Gegenstand muss in passendes Loch) - oder auch das Fahren auf Dreirädern usw.
Beim Gelingen derlei Tätigkeiten (Gegenstand kommt immer wieder zurück, Dings passt in Loch, Füße können mehr als nur laufen) setzt die Freude darüber ein.
Mir scheint wahrscheinlich, dass der "Erstgenuss" der intensivste ist und mit der Zeit nach lässt. Du und dein Garten wissen wahrscheinlich, wovon ich rede. Deswegen ist das Phänomen wohl auch bei Kindern ausgeprägter.

Inwiefern der Begriff in den großen psychoanalytischen Kanon gehört, ist etwas schwieriger zu beantworten. Der Lustgewinn entsteht aber offensichtlich bei nicht-sexuellen Tätigkeiten, wäre nach Freud also ein Beispiel für sublimierte Triebenergie - ein sehr frühes. Jung hingegen würde es wahrscheinlich als Libido-Besetzung einer nützlichen Funktion interpretieren - Spiel ist in der Natur ja immer auch Training.

Nun ja, ich hoffe, das hilft - bis vielleicht Dienstag

Reinhard